Überwachung - damals und heute
Schüler des Robert-Schuman-Gymnasiums beschäftigten sich mit den NATO-Türmen und den Gefahren des Internets
Zwei Themen beherrschten in den vergangenen Monaten vorrangig die Schlagzeilen: Der Ukraine-Konflikt, welcher derzeit den Kalten Krieg wieder aufleben lässt, sowie der NSA-Skandal, der die Totalüberwachung des Internets und der digitalen Welt durch die Geheimdienste enthüllte. Das P-Seminar „Grenzgeschichten – crossing borders“ des Robert-Schuman-Gymnasiums vereinte diese Problematiken nun in einem außergewöhnlichen Projekt: Zum einen beschäftigten sich die Schüler unter der Leitung von Geschichtslehrer Stefan Amberger am Beispiel der NATO-Türme am Hohenbogen mit der Überwachung während des Kalten Krieges. Zum anderen zeigten sie die Datensammelwut von privaten Unternehmen wie Google und die damit verbundenen Gefahren auf. In der Mensa der Schule stellten die Jugendlichen nun ihren Mitschülern, Eltern und zahlreichen Interessierten die erworbenen Ergebnisse vor. Für die Abschlusspräsentation hatten die Seminaristen aufwendige Kurzfilme produziert, welche die Gäste zunächst in die dunkle Zeit des Kalten Krieges zurückversetzten. Die nötigen Kenntnisse im Umgang mit den gesammelten Audio- und Videodateien hatten sie sich die Schüler bei einem Workshop unter der fachkundigen Anleitung zweier Coaches vom Bayerischen Rundfunk angeeignet. Die Produktionen zeigten in beeindruckenden Bilder den Ost-West-Konflikt im Spannungsfeld von Politik und Ideologie. Mit einem Rundgang durch die stillgelegte Abhörstation gaben die Jugendlichen interessante Einblicke in die alltägliche Arbeit der dort stationierten Soldaten. Der ehemalige Radio- und Fernsehtechniker Franz Treml erzählte dazu in einem Interview über seine persönlichen Erfahrungen und Hoffnungen aus seiner aktiven Dienstzeit. Die Seminarteilnehmer befragten überdies via Skype einen ehemaligen französischen „Horchfunker“, zu seiner spannenden Tätigkeit. „Der kalte Krieg ist inzwischen vorbei, aber das Abhören ist geblieben – nur in einer ganz anderen Form“, erklärten die beiden Moderatoren Felix Mückl und Jennifer Rackl, die durch den kurzweiligen Abend führten. Aus diesem Grund beschäftigte sich das P-Seminar auch noch mit der Überwachungssituation im 21. Jahrhundert. „Früher waren die Grenzen klar abgesteckt, wir waren die Guten, auf der anderen Seite standen die Bösen. Durch den Fall des Eisernen Vorhangs und die verstärkte Bedrohung durch Terroristen hat sich die Art und Weise der Überwachung gewandelt“, erklärte Mückl. Der NSA-Skandal verdeutlicht, dass die Datensammelwut von Behörden und Konzernen wie Google immer größer wird. Ständig greifen Dienste personenbezogene Daten ab – und dies geschieht völlig unbemerkt, ohne dass der einzelne sich dessen bewusst ist. Die Schüler verdeutlichten mit Filmen über die fiktiven Charaktere „Franz Müller“ und „Chantal Meier“, wie Menschen im Laufe eines Tages über die GPS-Daten des Handys, soziale Netzwerke oder verschiedene Internetseiten permanent eine digitale Spur im Netz hinterlassen. „Das Internet vergisst nichts. Deswegen müssen wir möglichst sparsam mit unseren Daten umgehen“, stellte Rackl fest. Als Konsequenz auf diese Erkenntnis entwickelten die Seminaristen eine „Antidatenklaupille“. Dieser Flyer für Kinder und Jugendliche gibt hilfreiche Tipps für das sichere Surfen im Internet. Seminarleiter Stefan Amberger dankte den Schülern für die erstellten Beiträge und bescheinigte ihnen ein großes Durchhaltevermögen. „Es war nicht einfach, das ganze Material in den einzelnen Filmchen unterzubringen. Ihr habt eine tolle Arbeit geleistet“, meinte der Geschichtslehrer. Die Spots wurden inzwischen auch auf dem von der „Stiftung Lesen“ und der Bayerischen Sparkassenstiftung geförderten Internetportals www.grenzgeschichten.net der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Amberger durfte deswegen die Leistung der Seminarteilnehmer auch mit dem bedeutenden Zertifikat des Internetportals honorieren. Schulleiter Günter Habel sprach von einem „faszinierendem Abend“. Die Jugendlichen erlebten aus seiner Sicht während der schwierigen Umsetzung mehrmals eine „persönliche Grenzgeschichte“, dennoch haben sie es geschafft, zeitaktuelle Themen in einer technisch versierten Form für die Gesellschaft aufzubereiten.