Die Politiker kamen ins Schwitzen
Chams Bürgermeisterin Karin Bucher hat mit der Zeit keine Probleme. Genau 29 Sekunden braucht sie, um sich und ihre Ziele vorzustellen. Der Landtagsabgeordnete und jugendpolitische Sprecher der CSU, Dr. Gerhard Hopp, tut sich da schwerer. Seine Rede wird nach einer Minute von einer lauten Sirene unterbrochen. Mehr Zeit bekommt Hopp nicht – beim Politiker-Speed-Dating am Robert-Schuman-Gymnasium gelten feste Regeln. Der Grundsatz: Inhalte verständlich und in kurzer Zeit erklären.
Führende Politiker aus der Region, vom Grünen-Kreisvorsitzenden Michael Doblinger bis hin zu Bezirkstagspräsident und Landrat Franz Löffler, stellen sich dieser Herausforderung. Wir haben zu der Diskussion geladen, damit die Schüler ihre Fragen an die Politiker stellen können. Jeweils acht Minuten setzen sich die Mandatsträger an einen der sechs Schülertische und kommen so mit den Jugendlichen in Kontakt. Nach acht Minuten wird gewechselt. Für die Politiker ein stressiger Nachmittag: Die Jugendlichen sind gut vorbereitet und fragen eifrig nach. Eine Verschnaufpause gibt es nicht.
Die braucht Landrat Franz Löffler auch nicht. Er ist begeistert bei der Sache und bräuchte eigentlich noch mehr Zeit, um alle Fragen zu beantworten. Für Löffler steht fest: „Es wird immer gesagt, junge Leute interessieren sich nicht für Politik. Das stimmt nicht.“ Das Speed-Dating sei der beste Beweis, dass die jungen Leute sich sehr wohl informieren.
Diese Ansicht teilt Chams Bürgermeisterin Karin Bucher: „Bestimmendes Thema war die Flüchtlingssituation, aber die Schüler wollten auch wissen, wie sich Cham künftig entwickelt.“ Eifrig diskutiert wurde die Forderung der Grünen, Cannabis zu legalisieren. Die Landtagsabgeordneten Dr. Gerhard Hopp (CSU) und Dr. Karl Vetter (FW) machten klar: Das werde es mit ihnen nicht geben. Für sie ist Cannabis eine Einstiegsdroge, deren Gefahr unterschätzt werde. Grünen-Kreisvorsitzender Michael Doblinger verteidigte dagegen den Standpunkt seiner Partei. Es gehe nur um Kleinstmengen, um näher an die gesellschaftliche Realität heranzurücken. „Keiner von uns will Cannabis mengenweise unter das Volk bringen“, sagte Doblinger auf Nachfrage der Schüler. Kompromisse schlossen beide Seiten aus – auch das ist Politik.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung vom 21.11.2015, Autor: Philipp Seitz
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