Homologieunterricht
Wer bestimmt eigentlich, was „normal“ ist? Und ist „anders“ automatisch schlecht? Um diese Fragen dreht sich das 90-minütige Programm des Theaterpädagogen Timo Schweitzer. Auch in diesem Schuljahr war Herr Schweitzer wieder zu Gast am RSG – dieses Mal in Kooperation mit drei weiteren Chamer Schulen: der Marienrealschule, der FOS und der Berufsschule. Insgesamt konnten so zwei Veranstaltungen für über 300 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen acht bis elf realisiert werden.
Im Rahmen seines Programms lädt Herr Schweitzer als sympathischer Aushilfslehrer Malte Anders, der so gar nicht wie ein Lehrer, sondern eben „anders“ wirkt, zu einer Doppelstunde „Homologie“ ein. Gefördert wurde die Veranstaltung durch das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, das die Show als wichtiges Zeichen gegen Homophobie, Mobbing und Diskriminierung sieht.
Im Rahmen seines kurzweiligen Programmes vermittelt Malte Anders den Jugendlichen einen Einblick in die Themen sexuelle Orientierung und Normalität des Andersseins. Und Herr Schweitzer weiß, wovon er spricht: Er ist selbst homosexuell und verfolgt mit seiner Show das Ziel, dass Schülerinnen und Schüler Verständnis für sich selbst und auch andere Lebensentwürfe entwickeln.
Dies gelingt ihm sehr anschaulich und auf Augenhöhe, indem er ungezwungen Wissen aus den Bereichen Biologie, Geographie und Sozialkunde vermittelt und dieses mit Elementen aus dem Alltag der Jugendlichen wie Snapchat-Bildern oder YouTube-Videos anreichert. So informiert er beispielsweise auch darüber, in welchen Ländern homosexuelle Liebe nach wie vor unter Strafe steht. Gleichzeitig finden sich sehr persönliche Elemente in seinem Programm: Er berichtet dem Publikum zum Beispiel von seinem Coming-Out bei seiner Oma oder seinem besten Freund, mit dem er über seine sexuelle Orientierung sprechen kann. Lautes Lachen und Amüsement gehören dabei bei den Jugendlichen ebenso dazu wie ernsthaftes und interessiertes Zuhören. Kernbotschaft der Doppelstunde von Malte Anders ist dabei, dass alle Menschen gleich und gleichzeitig in ihrer je eigenen Individualität dann doch ein wenig anders sind.
Wichtig ist Herrn Schweitzer auch der persönliche Kontakt zu seinem Publikum. Deswegen dürfen die Schülerinnen und Schüler im Anschluss an den Auftritt von Malte Anders auf Zetteln anonym Fragen stellen, was auf große Beteiligung des Publikums stößt. Sie erleben den „echten“ Herrn Schweitzer, der genauso authentisch und sympathisch agiert, wie das zuvor der fiktive Aushilfslehrer getan hat.
Beendet hat Malte Anders seine beiden Doppelstunden mit der Erinnerung, dass wir nur durch Verständnis füreinander unsere Verschiedenheiten akzeptieren können: „Nur durch Respekt werden wir eine starke Gemeinschaft.“
Die Organisatoren, die Fachschaften Biologie und Psychologie, bedankten sich im Anschluss recht herzlich bei Herrn Schweitzer dafür, dass er den Schülerinnen und Schülern diese ernsten Themen geduldig, altersgerecht und humorvoll vermittelt hat, und bei den Nachbarschulen für ihr großes Interesse.
Autor: Marie Wamser