„Zum Glück ist`s nicht bei uns!“ - Wirklich?
„Zum Glück ist´s nicht bei uns! Zum Glück ist´s nicht bei uns!“, sagt Gottlieb Biedermann immer wieder, während es rings um ihn bereits lichterloh brennt. Er selbst hat zwei Brandstifter bei sich auf dem Dachboden aufgenommen, die sich durch geschickte Manipulation sein Vertrauen erschlichen haben. Absolut überzeugend hat Leo Meierhofer in einer schauspielerischen Glanzleistung diesen Herrn Biedermann verkörpert, der versucht gut Freund zu werden mit den Brandstiftern, um nicht „Nein“ sagen und sich nicht positionieren zu müssen. Die Brandstifter Schmitz und Eisenreich, erschreckend komisch und zugleich bedrohlich mit beachtlichem schauspielerischen Talent dargestellt von Rafael Hartl und Johannes Hackl, nisten sich bei Biedermann und seiner Frau Babette, wunderbar naiv verkörpert von Ricarda Hamperl, ein. Ihnen wird Frühstück und sogar eine Gans serviert vom Dienstmädchen Anna, das Katharina Lesch frech und selbstbewusst darstellte. Mit dem „Dr. phil.“, den David Binder spielte, kommt sogar noch ein dritter Brandstifter hinzu, ein Weltverbesserer, dem es aber an der rechten Lust am Zündeln fehlt. Aus Idealismus hat er mitgemacht, zu spät distanziert er sich. Was er zu sagen hat, geht im Lärm der Sirenen unter. Der Chor der Feuerwehrleute behält während des Stücks den Überblick, warnt, mahnt, sieht das Unaufhaltsame vorher. Sophia Baltes als Chorführerin spricht Biedermann immer wieder mit eindrücklichem Spiel ins Gewissen – vergeblich. Die Warnungen des Chores, der das Offensichtliche in Worte fasst, werden überhört, übergangen.
Unmengen an Text haben die routinierten Schauspieler der RSG-Schulspielgruppe auswendig gelernt und die Figuren meisterhaft zum Leben erweckt. Jeder einzelne ging in seiner Rolle auf, sodass man sie ihm voll und ganz abnahm. Ein begeistertes Publikum belohnte dieses Engagement in der bis auf den letzten Platz gefüllten Turnhalle mit tosendem Applaus. Dieser galt aber auch dem Regisseur und seiner Technikermannschaft, denn der Clou an der Aufführung war wieder einmal das geniale Bühnenbild von Theatermacher Wolfram Steininger. Der Bühnenaufbau war zweistöckig, „ohnehin inzwischen Standard am RSG“, wie Schulleiter Zell es formulierte, darin verbaut 59 „Benzinfässer“ und zudem eine ganze Big-Band samt Sängerin (Isabel Kreis). Diese untermalte das Zerstörungswerk der Brandstifter gefühlvoll. „This is the end“, hauchte sie ins Mikrophon, während brennende Zündschnüre, explodierende Gasometer und züngelnde Flammen dem Zuschauer spätestens an dieser Stelle klar machten: Es brennt, es brennt lichterloh! Denn die Brandstifter dieser Zeit zündeln schon eifrig und lustvoll, wozu wir ihnen – wie Biedermann – sogar die Streichhölzer reichen. Dieser Blödsinn ist am Ende nicht mehr zu löschen, wenn wir uns nicht täglich aktiv damit auseinandersetzen und uns immer wieder distanzieren. „Was hätten Sie getan, an meiner Stelle?“, fragt Biedermann das Publikum. „Und wann?“
Autor: Susanne Frisch