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Virtueller Zugang zu Holocaust-Überlebenden

22. März 2024

Die reale Begegnung mit Zeitzeugen ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der schulischen Erziehung und der Vermittlung von Lerninhalten. 75 Jahre nach Kriegsende gibt es aber kaum noch Überlebende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die Schülerinnen und Schülern aus eigener Erfahrung erzählen oder von jenen Menschen berichten können, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Das Ende der Zeitzeugenschaft ist demnach eingeläutet.  

Dem tritt das innovative Projekt „LediZ“ der Münchner LMU entgegen. Das Forschungsteam um Ernst Hüttl erstellte zusammen mit dem Holocaustüberlebenden Abba Naor im Pollen- Studio in England ein digitales Zeugnis, über das vor nicht allzu langer Zeit in der Wissenssendung „nano“ berichtet wurde. Dazu wurden dem Zeitzeugen ca. 1.000 Fragen gestellt. Bei der Beantwortung dieser Fragen wurde Abba Naor von zwei RED Epic-M-Dragon-Kameras stereoskopisch gefilmt. Kameras dieses Typs setzte auch Peter Jackson im Film „Der Hobbit“ ein. Diese Art der Aufzeichnung erlaubt sowohl eine 2- als auch eine 3-dimensionale Visualisierung. Zudem werden die „Hologramme“ mit einer Spracherkennungssoftware trainiert, um die Interaktion mit dem digitalen Zeugnis zu ermöglichen.  

Am RSG konnten die 10. Klassen das virtuelle Zeugnis hautnah erleben – sie stellten Abba Naor viele spannende Fragen zu seinem Leben und bekamen interessante Antworten. Gesprächen mit Zeitzeugen wird ein besonderes kognitives und moralisches Lernpotential zugeschrieben. Die (fast) reale Begegnung mit einem Menschen aus der Zeit des Nationalsozialismus eröffnete den 10.-Klässlern einen Einblick in die alltäglichen Auswirkungen der nationalsozialistischen Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik und sensibilisierte sie für Menschenrechte und Toleranz.  

Autor: Beate Helneder-Amberger  

Fotos: Beate Helneder-Amberger  

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