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Wissen, Können, Wollen – Prof. Dr. Hofbauer bei den Schumanisten

Wie kommt das Neue in die Welt? – Der Beantwortung dieser zukunftsweisenden Fragestellung widmete Prof. Dr. Günter Hofbauer seinem hochkarätigen Vortrag, den er anlässlich des 50-jährigen Schuljubiläums des Robert-Schuman-Gymnasiums in Cham im Sparkassensaal vor einem interessierten Publikum hielt. Auch wenn der ehemalige Schumanist, Abiturjahrgang 1979, als Schüler laut eigener Aussage „unverdächtig war, einmal Professor zu werden“, zeigt sein beeindruckender Lebenslauf, dass Günter Hofbauer nicht nur über Innovationen spricht, sondern sie auch selbst lebt. Den Anstoß hierfür gaben in seiner Jugend zum einen seine Mutter, zum anderen sein ehemaliger Englischlehrer OStD a.D. Herbert Schneider, die ihn bereits in jungen Jahren dazu ermuntert hatten, Neues zu wagen und offen zu sein:

Dies nahm sich Hofbauer auch nach seiner Schulzeit zu Herzen, da er neben seinem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Regensburg zugleich durch Praktika in verschiedenen Betrieben seinen Horizont erweiterte. Nach der Promotion zum Dr. rer. pol. an den Universitäten Regensburg und Konstanz stieg er 1986 bei der Siemens AG ein, wo er schließlich sogar Mitglied des Führungskreises wurde. 1999 wagte er einen weiteren Schritt, als er in die Lehre wechselte.

Seit 1999 lehrt er nun als Professor an der Technischen Hochschule Ingolstadt, ist Visiting Professor an verschiedenen anderen Hochschulen und stellvertretender Vorsitzender der Europäischen Forschungs- und Arbeitsgemeinschaft e.V.. Für seine exzellente Lehrtätigkeit wurde er 2004 mit dem Bayerischen Staatspreis und dem Weiterbildungspreis des Europäischen Institutes für Postgraduale Bildung (EIPOS) an der TU Dresden geehrt und war sogar für den „Professor des Jahres 2017“ nominiert.

Um dem Publikum mit der eingangs gestellten Fragestellung Einblicke in sein Forschungsgebiet zu geben, erläuterte Prof. Dr. Hofbauer zunächst, dass eine „Innovation“ nicht mit einer „Erfindung“ gleichzusetzen sei, sondern dass zudem die marktliche Verwertung als Kriterium zu berücksichtigen sei. Für die Ausbreitung einer Innovation komme es auf die drei Faktoren Wissen, Wollen und Können an. Erst in der Kombination dieser drei Komponenten zeige sich der Erfolg einer Innovation, die sich mit den Wellen vergleichen lässt, die ein einziger Wassertropfen in einem großen Becken hervorrufen kann. So können auch aus zunächst unscheinbaren Projekten gewaltige wirtschaftliche Unternehmen entstehen, wie Hofbauer an einigen bekannten Beispielen verdeutlichte. So habe die erst 2005 gegründete Plattform Youtube heute mehr als 1,8 Milliarden Nutzer, die im Bereich AirBnB tätige Firma Uber habe in den 10 Jahren seit ihrer Gründung einen Marktwert von 60 Milliarden Dollar und sei zugleich ein Beispiel dafür, wie schnell sich Innovationen im Zeitalter der Globalisierung durchsetzen können. Während das Auto rund 62 Jahre gebraucht habe, um auf weltweit 50 Millionen Nutzer zu kommen, und auch das Handy noch zwölf Jahren benötigt habe, sei bei Pokemon Go diese Marke bereits nach 19 Tagen gefallen!

Dabei sei der technologische Fortschritt der wichtigste Impulsgeber für eine Innovation, doch ändern sich natürlich im Laufe der Zeit die Erwartungen der Verbraucher. Hier sei es die Aufgabe der Unternehmensführungen, das Erfolgspotenzial der Innovationen zu erkennen und richtige Maßnahmen in die Wege zu leiten.

In Deutschland ist die Automobilbranche am innovativsten, was sich zum einen an der hohen Anzahl der jährlich angemeldeten Patente, zum anderen an der hohen Investitionssumme von 54,72 Milliarden Euro im Jahr 2018 – also in etwa einem Drittel der gesamtdeutschen Innovationsausgaben – ablesen lässt. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist die Automobilindustrie das Herzstück der deutschen Wirtschaft.

Auch nannte Prof. Dr. Hofbauer zahlreiche Forschungsfelder, die in den nächsten Jahren entscheidende Bedeutung erlangen werden: So gehöre im Bereich der Fahrzeugtechnik der Brennstoffzelle und der autonomen Mobilität die Zukunft, ebenso sei die Supraleitung eine Schlüsseltechnologie für die Energieversorgung. In der Medizin führte er die Bereiche Genomik und Tissue Engineering an sowie die Verfeinerung der diagnostischen Methoden wie sie z.B. in den Smart Watches Anwendung finden. Auch die Forschungsbereiche Nanotechnik, Production on Demand und Smart Dust seien zukunftsträchtig.

Natürlich sind Technologien selbst auch einem bestimmten Lebenszyklus unterworfen. So gebe eine Zukunftstechnologie mit der Zeit als Schrittmacher Impulse an andere Bereiche und werde so zur Schlüsseltechnologie. Wenn niemand mehr auf diese Technologie verzichten könne, sei sie eine Basistechnologie, die schließlich von neueren Zukunftstechnologien verdrängt werde. Dies verdeutlichte Prof. Dr. Hofbauer am Beispiel des Schwarz-Weiß-Fernsehers, der einst heiß gefragt gewesen sei, im Zeitalter des HD-Fernsehens aber ausrangiert sei.

Zweimal Günter – Schulleiter Günter Habel dankt Prof. Dr. Günter Hofbauer für
seinen interessanten Vortrag

Aus all diesen Überlegungen leite sich für die Unternehmen die Verpflichtung ab, die Trends mithilfe wissenschaftlicher Analysen zu erkennen, da der Markt keine Fehler verzeihe. Im Moment rufe die gesellschaftliche Entwicklung u.a. die Themenfelder Gesundheit, Lebensqualität, Mobilität und Individualisierung auf den Plan. Als positives Beispiel für eine kluge Firmenplanung führte der Referent die im Bereich der Thermotechnik tätige Firma Bosch an. Umgekehrt zeigte er an den Abstürzen der Konzerne Quelle und Kodak, wie schnell das Verschlafen einer bahnbrechenden Neuerung wie der Digitalisierung auch alteingesessene Unternehmen abhängen oder gar ruinieren kann. Daher komme dem Auffinden der richtigen Innovationsfelder größte Bedeutung zu und diese müssten zudem besser, günstiger und schneller bedient werden, als dies die Konkurrenz vermag. Kurz: es kommt also auf die Kombination von Wissen, Wollen und Können an.

Nachdem Prof. Dr. Hofbauer so das Publikum zugleich unterhalten, aber vor allem auch zum Nachdenken angeregt hatte, bedankte sich Schulleiter Günter Habel mit der Festschrift des RSG und einer Eule als Zeichen der sokratischen Weisheit.

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