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Das Leben danach

Dr. Michal Arend erzählt vom Leben der Opfer des Holocausts und ihrer Nachfahren

Ca. 6 Millionen Juden, die unter dem Holocaust leiden mussten – eine erschreckende Zahl! Von genau diesen Menschen hat Dr. Michal Arend den Schülern der Klasse 10c des Robert-Schuman-Gymnasiums in Cham erzählt. Die Eltern von Herrn Arend selbst waren Betroffene des Holocausts, die nach Schulausschluss in Prag erst in das Ghetto Litzmannstadt und dann nach Auschwitz-Birkenau deportiert worden sind. Nach der Befreiung haben die beiden sich wieder in der ehemaligen Tschechoslowakei niedergelassen und zwei Kinder, Michal und seine Schwester Eva Arend, bekommen. Während des sog. „Prager Frühlings“ ist die Familie in die Schweiz ausgewandert und dort herzlich aufgenommen und unterstützt worden. Herr Arend selber hat seine Kindheit als stets positiv empfunden. Mit einem Lächeln im Gesicht erzählt er:

Durch die grauenhaften Dinge die seine Eltern erfahren hatten, genossen diese jeden Moment, jeden Tag und jedes Jahr. So gab es innerhalb seiner Familie keine Konflikte. Er wusste zwar grob, was der Holocaust war, aber erst nachdem sein Vater schon verstorben war, hat seine Mutter offener mit ihm darüber geredet. Auch wurde er bewusst nicht-jüdisch erzogen, denn er sollte als „normaler“ tschechoslowakischer Jugendlicher aufwachsen.

Herr Arend ist aber ein Sonderfall, denn rund 80 Prozent der Kinder von Holocaustopfern hatten keine schöne Kindheit. Ihre Eltern litten an Depressionen und an dieser Stelle zitiert er einen Freund, der über seine Mutter gesprochen hat „Sie hatte Schuldgefühle, weil sie überlebt hatte.“ Erst als beide Elternteile verstorben waren und Dr. Arend bereits in Rente gegangen war, begann er sich mit dem Thema Holocaust vertieft auseinanderzusetzen und Vorträge zu halten. So wurde auch das Projekt HOLO_GEN ins Leben gerufen, das die Klasse 10c, betreut von Studienreferendar Philipp Schleicher, mit vier anderen bayerischen Schulklassen, zwei tschechischen und einer slowakischen Klasse ausarbeiten soll. Hierbei werden die Schüler in Arbeitsgruppen verschiedene Themen, beispielsweise die Bedeutung des Holocausts in der Geschichte oder das zukünftige Gedenken an den Holocaust für jüngere Generationen, durch wissenschaftliches Vorgehen aufarbeiten. Die Klassen werden sich dann zu einer Diskussion in Prag vom 4. bis zum 7. April 2019 treffen – und wer weiß, vielleicht wird ja die eine oder andere entstandene Idee der Schüler umgesetzt!

 

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