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Auf den Spuren von „Schindlers Liste“

Das Robert-Schuman-Gymnasium in Cham hatte Besuch von der Historikerin Prof. Erika Rosenberg-Band aus, die aus Buenos Aires angereist war und vor den Schülern der neunten Jahrgangsstufe einen Vortrag über Oskar und Emilie Schindler hielt. Das Ehepaar hatte während des Zweiten Weltkriegs etwa 1200 Juden sowie 600 polnische und tschechische Zwangsarbeiter vor der Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten gerettet.  

Das Ehepaar Schindler betrieb in Krakau eine Emailwarenfabrik, in der jüdische Häftlinge aus dem benachbarten Arbeitslager Plaszow Zwangsarbeit leisten mussten. Oskar Schindler errichtete zunächst ein eigenes Arbeiterwohnlager bei seiner Firma, wo seine Arbeiter unter wesentlich besseren Lebensbedingungen als in Plaszow wohnen konnten. Als das dortige Arbeitslager 1944 aufgelöst wurde, sollten alle jüdischen Häftlinge ins Vernichtungslager Auschwitz gebracht werden. Schindler erwarb daraufhin eine Rüstungsfabrik in Brünnlitz in der heutigen Tschechischen Republik und ließ eine Liste mit den Namen von 1000 kriegswichtigen Arbeitern – die berühmte „Schindlers Liste“ – erstellen. Die in Schindlers Fabrik tätigen jüdischen Zwangsarbeiter entgingen so ihrer Ermordung. Später kamen noch mehrere hundert weitere Arbeiter aus einer anderen Fabrik hinzu. Nach Kriegsende flüchteten Oskar und Emilie Schindler vor der Roten Armee nach Westen und gelangten über München nach Regensburg. 1949 emigrierte das inzwischen verarmte Ehepaar mit jüdischer Hilfe nach Argentinien und gründete in der Nähe von Buenos Aires eine Rinderfarm.

Bereits in den 1950er und 1960er gab es Pläne zur Verfilmung der Geschichte der „Schindler-Juden“, doch die Projekte, für die Oskar Schindler sogar ein Drehbuch verfasste, scheiterten. 1974 starb Oskar Schindler und wurde in Jerusalem begraben. 1990 lernte Emilie Schindler Erika Rosenberg kennen, deren jüdische Eltern 1936 vor den Nationalsozialisten nach Argentinien geflohen waren. Die beiden Frauen freundeten sich an und die Professorin konnte nach intensiven Gesprächen mit Emilie mehrere Biografien über das Ehepaar Schindler verfassen. 1993 reisten Emilie Schindler und Erika Rosenberg auf Einladung des Regisseurs Steven Spielberg nach Jerusalem, um dort der Premiere seines mehrfach oscarprämierten Films „Schindlers Liste“ beizuwohnen. Dieser war ohne jegliche Rückfragen bei Emilie Schindler entstanden. Die Reise endete mit einer großen Enttäuschung, da sich der Film ganz auf Oskar Schindler konzentrierte, während Emilie Schindler nur am Rande gezeigt wurde. In Erika Rosenbergs Vortrag, der auf den Gesprächen mit Emilie Schindler und intensiven Recherchen basierte, war es ihr ein besonders Anliegen, das Verdienst ihrer Freundin an der Rettung der Juden deutlich zu machen. 2001 starb Emilie Schindler in Strausberg  bei Berlin.

 

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