Grundwissen Oberstufe
Die nachfolgenden Infos entsprehen dem Grundlagenstoff für die Oberstufe (Grundkurs Musik)!
Musikepochen
Gregorianische Gesänge ab ca. 700-800
Mittelalter (Minnegesang) ca. 1000-1500
Renaissance ca. 1450-1600
Barock 1600-1750 (Todesjahr Bach)
- symmetrisch, ganz klare Abschnitte, keine Übergänge
- klarer Rhythmus, Ordnung, Struktur à Lautstärke, Rhythmus und Stimmung wechseln nicht
- meist kleines Orchester
- Soloinstrumente nie alleine, wenn dann Gruppenprinzip, wenige Instrumente
- keine Klarinette, keine Posaunen, oft Oboe
- gleichbleibend, CEMBALO
Klassik 1750-1820
- Solokonzert (Violine, Klavier, Klarinette… Arien + Orchester)
- fließender, spielerisch, nicht so strenge Form
- freier, lebendiger - aber klare Struktur
- Mozart; Beethoven
- Klarinetten, Hörner, Streicher, Klavier
- Kontrastprinzip, aber ausgewogen: 2 Themen (2. meistens sanfter)
- meist 4-sätzige Symphonie
Romantik 1820-1900
- keine feste Form, äußerst fließend
- extrem subtile Klangfarben im Hintergrund
- extreme Wechsel (Lautstärke, Stimmung) anschwellen, sanft zurück
- Riesenorchester: EFFEKTE – Blech+Becken
- Harfe à ineinanderfließende, weiche Töne; gefühlvoll, träumerisch Phantasie, Nocturne
- laaaaaange Melodien (schwer erkennbar)
- Gefühle in überdeutlicher Form, aber noch Grundton
- teilweise eindeutige Melodie (auch Moll)
Fin de siècle (Übergangsphase) 1890-1910
Moderne - 1970
- völlig freie Form, keine Tonart erkennbar
- atonal, fragend, suchend, offen, dissonant, schmerzlich f. Ohren, klingt nicht schön
- hässlich, krass, scheußlich
- viele Schlaginstrumente/ Schlagzeug, extreme Lautstärkenkontraste
- unmöglich, Melodie zu finden
Postmoderne bis heute
Harmonielehre und Stufensystem
Tonarten und ihre Vorzeichen
Kreuztonarten:
G D A E H Fis ("Geh du alter Esel, hole Fische"!)
B-Tonarten:
F B Es As Des Ges ("Frische Brezen essen Asse des Gesangs!")
Aufbau der Dur-Tonleiter: natürliche Halbtonschritte zwischen 3 & 4 und 7 & 8
Moll-Tonarten: Jeweils eine Dur- und Molltonart gehören zusammen; gleiche Vorzeichen (z.B. C-Dur und a-moll)
zugehörige Molltonart immer eine kleine Terz tiefer ( = 6. Ton der Durtonleiter)
z.B. G/e D/h A/fis E/ cis F/d B/g Es/ c As/f
Quintenzirkel |
Zahlensymbolische Bedeutung von Tönen:
- 7 Stammtöne = 7 Wochentage, Zahl der Wandlung/ Magie (h→c)
- 12 = Zahl der kosmischen Ordnung → 12 Halbtöne/ Oktave (Monate, Stunden, Sternzeichen)
- 5 = Zahl des Menschen (Mitte der Oktave zw. 4. & 5. Ton); Quinte = Rahmenintervall für 3-Klang
- Sinfonie meist 4-sätzig = geometrische Geschlossenheit
- Takt: ¾ für Dreifaltigkeit → o (perfekt); 4/4 → c: (tempus imperfectum); Wandel im Barock (Humanismus, Kirchenspaltung, Renaissance, Buchdruck, ...
Tonalität – Grundtonverbundenheit
Bezug zur Musikpsychologie:
Wirkung des Grundtons: Orientierung, Heimkommen, Sicherheit, Stabilisierung, Zentrum (=Göttliches Prinzip)
ab 1910: Atonalität (Angst 1. WK, russische Revolution, Nietzsches Atheismus)
5. Ton: Mittelpunktswirkung, Achse → Stützpunkt
7. Ton: Zurückleitungsfunktion
andere Töne: Entfernungsfunktion (vor allem 2, 4, 6)
3. Ton: Bindegliedfunktion zwischen 1 und 5 → schwache Entfernung
Die Tonartenarchitektur im Sonatenhauptsatz
Harmonische Grundlage sind die Stufen (Dreiklänge auf den Tönen einer Tonleiter):
I II III IV V VI VII VIII
HAUPTSTUFEN:
Tonika, 1. Stufe → steht ganz am Anfang und Ende des Stücks, ist die Grundlage, das Fundament |
Subdominante, die IV.Stufe, erste "Wegbewegung" vom Vertrauten |
Dominante, die V.Stufe, die "Herrscherin", größter Spannungspunkt |
Vergleichbar sind die drei Hauptstufen in der Gesellschaft mit:
VOLK (Tonika)
MINISTER, EXEKUTIVE (Subdominante)
KÖNIG(IN) (Dominante)
Beispiel: Stufendreiklänge in G-Dur
Hauptstufen = Säulen der Tonartenarchitektur Nebenstufen = Varianten, Abwechslung
SONATENHAUPTSATZFORM (in der klassisch-romantischen Sonate oder in der Symphonie)
1. Teil: Exposition (x2), 2 Hauptthemen, beginnt in der Tonika (1.Stufe), leitet dann meist in die Dominante
2. Teil: Durchführung: Tonartwechsel (Modulation), häufig Molltonarten, wenn am Anfang Dur
3. Teil: Reprise: dem 1. Teil sehr ähnlich, endet aber meist in der Tonika
Coda: kleines Schlussstück, fasst zusammen, führt letztlich immer zur Tonika zurück!
Mittel der Veränderung:
- Ausweichung → kurzfristige Strebung hin zu anderer Tonart, rückgängig
- Modulation → Verändern der Grundtonart; neue Tonart
- Verunklarung des Grundtons → Auflösung (z.B. Frühlingsopfer/ sacre du printems von Igor Strawinski, ab 1919 fast kein Grundton mehr (politische Situation, 1. Weltkrieg, Expressionismus, Angst der Menschen) vgl. oben bei Grundton
→ andere, neue Erfahrungen, Gefühle, Differenzierung, Entfremdung, Abwechslung, Spannung, Abenteuer
Sicherheit entsteht dagegen durch gleichbleibenden Rhythmus, Wiederholungen, Hauptstufen (Extrembeispiel: "Bolero" von Ravel)
Grundlagen von Dur- und Mollharmonik
Die Terz, Mutter der Dreiklangsharmonie:
Bsp: C nach E (große Terz), C nach Es (kleine Terz)
a) große Terz b) kleine terz c) übermäßige terz d) verminderte Terz
Die Terz prägt auch die Dreiklangsarten:
Dur: unten große, oben kleine Terz
Moll: unten kleine, oben große Terz
vermindert: zweimal kleine Terz aufeinander geschichtet
übermäßig: zweimal große Terz aufeinander geschichtet
Tonartfremde Klänge
tonarteigene Klänge sind die 7 Stufen einer Tonleiter; tonartfremde Klänge sind Akkorde, die andere Vorzeichen verwenden
Beispiele: D-Dur-Dreiklang in einem C-Dur-Stück (weil er ein Kreuz hat, nämlich das Fis!) oder b-moll-Dreiklang in einem B-Dur-Stück (weil es da ein "Des" gibt, das in B-Dur nicht vorkommt)
Doppeldominante: häufigster tonartfremder Klang (Dominante der Dominante), wird genau wie die Dominante gerne als Septakkord gespielt
Nebenstufen sind in Dur-Tonarten zwar immer Moll, aber dennoch keine tonartfremden Klänge!
Analyse von Musik
gr. Analysis = Zerlegung, Auflösung
1. Zerlegung des Stücks in einzelne Bestandteile, z.B.
- Melodik
- Tonalität
- Harmonik (Zusammenklänge, z.B. Dreiklänge, Stufen)
- Instrumentation
- Klangfarbe
- Form (Aufbau/ Gliederung des Stücks)
→ Takt: Rahmenstruktur, Einteilung, gleichmäßige Struktureinteilung (3er Takt weniger häufig, da asymetrisch; vgl. tempus (im)perfectum; alla breve Takt = 4/4 in 2 halbe eingeteilt)
- Tongeschlecht (Dur oder Moll)
- Rhythmik (Frage nach der Bewegung in der Musik; von zentraler Bedeutung!)
→ Rhythmus = Bewegung innerhalb der Taktstruktur, erfordert Bewegungsfantasie
→ Stimmung, Ausdruck beschreiben und ggf. Änderungen (Intuition)
2. Zusammenfügen von Informationen und Interpretation
- erfordert vernetztes Denken
- Wichtiges von Unwichtigem trennen
- Fantasie, Intuition
P.S. Besonderer Dank geht hier an Miriam Konrad, welche dieses Grundwissen aus dem Unterricht exzerpiert hat!